Heute ist die Johannisnacht, San Juan

La noche de San Juan heißt sie hier und die Johannisnacht in Deutschland. Sie wird eigentlich überall festlich mit Feuern und alten Bräuchen gefeiert. Es ist nicht die kürzeste Nacht (21.6.). Aber seit der Antike hat diese Nacht vom 23. zum 24. etwas Magisches, fast Heidnisches. Dabei ist es doch die Vesper des Juan Bautista, Juan des Täufers. Ein Prediger, der im 1. Jhd. n.C. gelebt haben soll und der es tatsächlich geschafft hat, von allen drei wichtigen Religionen dieser Zeit hoch anerkannt und verehrt worden zu sein.

Aber San Juan, der 24.6. hatte für Formentera immer eine besondere Bedeutung, ja sogar Wichtigkeit. Denn abgesehen von der permanenten Piraterie- und dieser „kleine Felsen im Meer“ war ein idealer Unterschlupf für die Piraten, um ihre Beute hier in den Höhlen zu verstecken , suchte die Pest die Insel heim und war überhaupt Jahrhunderte fast unbewohnbar. Erst um 1695 fing die Besiedlung vorsichtig an. Bürger aus Ibiza waren die ersten temporären Ankömmlinge. Aber immer mit Angst. Man lebte eigentlich auf Ibiza, aber hier gab es reichlich Land und wie sich die Insel einmal unter den Römern nannte, war es Frumentaria, die Weizen-Insel. Also kamen diese Besiedler mit ihren Booten im Frühjahr von Ibiza auf die Insel, bestellten in kürzester Zeit die Felder und fuhren sofort wieder zurück. Danach überließen sie der Natur die restliche Arbeit.

Die Getreidefelder von Formentera sind fast alle abgeerntet am Tag von San Juan.

Aber es gab ein festes Datum, wann das Getreide auf dem Höhepunkt seiner Reife war: Der Tag von San Juan, der 24.6. Dann gab es eine Riesen Boots- Karawane über die Meerenge von Es Freus. Familien kamen und halfen beim Mähen und Abernten der Felder. Alles wurde in Panik vor den Attacken der Piraten auf die Boote verladen und auf die ruhigere Insel nach Ibiza transportiert. Danach gab es immer als Dank für die Hilfe ein opulentes Essen, im Stil von Erntedankfest. Und dieser Brauch ist bis heute so geblieben. Am Johannistag kommen die Verwandten von der Nachbarinsel zu Besuch zu ihren Verwandten nach Formentera. Aber was mir eines Tages mein Nachbar und großer Kenner der formenterensischen Geschichte Pere Gallet lachend erzählte war, dass die Verwandten zwar noch immer den alten Brauch einhielten und zum Essen nach Formentera kämen, aber dass von arbeiten keine Rede mehr wäre! Jaja so ändern sich die Zeiten.

Aber die alten Bräuche sind überliefert. Überall, vor allem auf La Mola, wo sich die grösste Fläche bestellter Felder befindet, wird in der Johannisnacht ein Riesen-Feuer auf dem Dorfplatz angezündet. Aber auch privat, in kleinen Buchten am Strand versammeln sich Freunde und Familien, grillen Sardinen, schreiben ihre geheimsten Wunsche auf ein Papier und verbrennen es in der hoguera, damit der Heilige Juan es in seiner großen Güte doch bitte alles in Realität verwandeln und ihnen ihre kleinen Sünden vergeben möge. Aber man hat auch alte Bauernregeln, die in dieser Nacht wieder zelebriert werden. So sammelt man Heilkräuter, wie den reifen Thymian, Rosmarin, Salbei. Verbrennt diese gemixten Kräuter auf einem Teller. Dann stülpt man einen Trichter darüber mit dem Tubus nach oben. Und durch diese Röhre wird jetzt der Rauch eingeatmet. Er muss im Mund bleiben, solange man es anhalten kann. Denn diese Natur-Kräuter sollen bewirken, dass man das ganze Jahr über keine Zahnschmerzen bekommt. Diese und 1001 verschiedener anderer Brüche mehr, verzaubern die Menschen auf Formentera in der Johannisnacht zu Schamanen des XXI. Jahrhunderts .

Ich schicke Euch zur Ehre des Tages ein Feigenherz. Die ersten frischen superleckeren „Brevas“ sind da.

In verschiedenen Provinzen ist der Tag von San Juan sogar Feiertag.

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Barbara

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