„Hinter wunderbaren Kindern stehen meist wunderbare Eltern“
In diesem künstlerischen, freien Ambiente wuchsen auch die vier Söhne der Maurels zwischen Paris und Formentera auf.
Viele von Euch kennen sicher Antonin, der samstags, im Sommer bei „Jazz auf dem Markt“ die Zuhörer begeisterte. Auch er ist ein Multitalent. Seine Stimme biegt er vom tiefsten Bass zum Sopran über zwei bis drei Oktaven. Seine „diabolischen“ Improvisationen auf dem Klavier oder Trompete sind legendär.
Alle vier Brüder sind auf ihre Weise Kúnstler. Julian, z.B. ist einer der bekanntesten Zauberer Frankreichs. Dabei mixt er seine shows mit seinem Schauspieltalent auf faszinierende Weise.
Man könnte sagen, dass alle das Talent des Vaters geerbt hätten. Aber César, der Älteste, Pädagoge in einer staatlichen Schule für Französisch in Costa-Rica , Poet, Maler und Schauspieler ist da anderer Meinung. Er ist überzeugt davon, dass der grösste Teil dieses Erfolges das Vorbild seiner Eltern ist. Der Pfad der Toleranz, der kreativen Freiheit, der Solidarität, auf dem Edouard und Janine Maurel ihren Sóhnen vorangegangen sind ist es, sagt César. Das Vorleben wie man glücklich sein kann auch mit anderen Dingen als Geld, ist für ihn der Schlüssel. Sicher auch gepaart mit vererbten Talenten. Und er hat es auf wunderbare Weise in zehn Zeilen in einem Poem seiner Gedichtsammlungen gesagt. In einem anrührenden Text des Dankes und der Verehrung für seinen Vater.
Ihr Kompromiss ist es, Menschen in Not zu unterstützen. Aber vor allem Kindern zu helfen, die durch Kriege und Armut an den Rand der Existenz gedrückt wurden. Das hat dazu beigetragen, dass Antonin der Gründer der NGO “ Clowns ohne Grenzen“ in Frankreich wurde.
Sie hatten so viel künstlerische Erfahrung, vor allem Julien und Antonin, so viele prominente Kollegen und Freunde. In den 80-er Jahren traten sie oft in den tragik-komischen inszenierungen von Jerôme Savary auf. Mit Ute Lemper wurde “ Cabaret“ in Paris als Bühneninszenierung mit den Brüdern Maurel frenetisch vom Publikum gefeiert. Und die Kontakte vieler Gleichgesinnter halfen, die Expeditionen in die Krisengebiete, in die Flüchtlingslager, wo Tausende von Kindern das Lachen verlernt hatten, zu finanzieren.
Gefährliche Gebiete. wie Sarajevo, Bosnien, Flüchtlingslager in Palestina, Afghanistan. Aber auch andere Länder in absoluter Armut, wo Kinderarbeit normal ist, waren Ziele der Artisten, Akrobaten und Clowns. Madagaskar, die Mongolei, Algerien, Nicaragua, Guatemala. In 10 Jahren realisierten 450 professionelle Artisten Expeditionen in 18 Länder. Und immer arbeiteten alle voluntaristisch. In einer solidarischen Tournee nach Costa Rica waren alle vier Brüder aktiv. Jeder in seinem, für ihn entsprechendem Ressort.
Die Aktivisten benutzten ihren Urlaub, um den Kindern nicht nur ein Lächeln wiederzugeben, sondern auch gleichzeitig spielerisch erzieherisch Spuren zu hinterlassen. In improvisierten Workshops organisierte man Kurse, wo die Kinder Jonglieren und Zaubertricks lernen konnten. Nebenbei lernten sie aber auch noch, dass man unbedingt das Trinkwasser abkochen muss, um nicht krank zu werden. Dass man die Hände waschen muss und wie man verhindern kann, dass man nicht auf Tellerminen tritt, die schon so viele Kinder verstümmelt hatten.
Wenn die Truppe die Lager verließ, zeichneten die Kinder mit Buntstiften als Dank fröhliche Motive in Regenbogenfarben, statt apokalyptische Horror- Wahrheiten in Schwarz- Weiss. Die Buntstifte hatten die Clowns ohne Grenzen mitgebracht, wie die Heiligen Drei Könige für die Kinder. Eine verlorene Kindheit. Aber ein Strahl Sonne am Horizont.
Ein unter die Haut gehendes Buch, Zeuge der Dramen, aber auch der Freude der Kinder spricht von der ungeheuer anstrengenden Arbeit. Sowohl physisch, als auch psychisch. Auf der anderen Seite war es für die Artisten, Akrobaten, Musiker die grösste Bestätigung ihrer Missionen, wenn die Kinder Vertrauen fanden, die Angst des Krieges vergaßen.
Besondere Sensibilität und Einfühlungsvermögen verlangten die Besuche der Clowns in den Krankenhäusern.. Dort lagen traumatisierte Kinder. In anderen Lagern waren es u.a. Verstümmelte durch Antipersonenminen. Aber auch viele Waisenhaüser standen auf ihrem altruistischen Programm.
Eine ganz wichtige Rolle in der solidarischen Familie spielte Janine, ihre Mutter. Sie war die “ Sekretärin“ und alles begann in der Küche, als Büro.. Improviesiert. Das Wort wird ohnehin groß geschrieben. Denn auch bei der Truppe der Artisten in Aktion musste immer alles improvisiert werden. Oft halfen andere NGOs, wie Ärzte ohne Grenzen. Árzte der Welt, Terre des homme/ Schweiz, Diese Organisationen arbeiteten ebenfalls in den Krisengebieten und schickten LKW´s , um das ganze Material zu transportieren. Die Solidarität war auch dort selbstverständlich. Die Behörden halfen kaum.
In Paris war Janine die Säule des Projektes. Sie unterstützte ihre Söhne und ihren Idealismus in jedem Moment. Vor allem aber war sie “ die Schulter“, wenn sie nach Wochen nach Hause kamen und tagelang nicht reden konnten. Einesteils vor Erschöpfung. Aber vor allem, weil ihnen die Worte fehlten, um so viel Tragik und Ungerechtigkeit über falsch verteiltes Kapital beschreiben zu können. Die globale Tragödie der Armut und vor allem das Leiden der Kinder.
Mich hat diese Art von Solidarität und Hilfsbereitschaft sofort überzeugt. Spontan machte ich mich zum ersten und einzigen Clown ohne Grenzen auf Formentera. Mit dem festen Vorsatz, auch mein Sandkorn zum Finanzieren der teuren Expeditionen beizutragen. Auf jedem Fest war ich der „bettelnde Payaso“ .Und die Bevölkerung hat solidarisch diese Aktion groszügig unterstützt.
Jetzt, nach 25 Jahren der Aktivität für die „Clowns ohne Grenzen“ glauben die Brúder Maurel, dass „das Kind inzwischen erwachsen ist und Andere ihren Platz ersetzen sollten“. Denn sie haben noch unzählige neue Pläne auf ihrem künstlerischen Programm.
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