Jedes Jahr gehe ich mindestens einmal auf den Friedhof von San Francisco. Er ist wirklich eine kleine Oase des Friedens mit einer meditativen Stille, gleich neben der belebten Hauptstraße und dem anliegenden hektischen Krankenhaus. Aber ich liebe es, ein paar Tage vor Allerheiligen, also vor dem 1. November hinzugehen. Denn dann beginnt dort ein Leben, wie man es in den anderen elf Monaten nie sieht. Es scheinen kollektive Gross- Putz-Tage dort stattzufinden. Und das Besondere ist, dass man nicht nur Frauen sieht, sondern das ist offenbar Sache von Mann und Frau gleichermaßen.
Ich treffe Marga, die ehemalige Leiterin der Stadtbibliothek. Sie ist mit ihrem Sohn gekommen. Und sie klärt mich auf. Es scheint uralter Brauch zu sein, Tradition vom Tag der Allerheiligen. Sie erzählt aus Zeiten, als Marga selbst noch Kind war. „Ja, es ist ein hochheiliger Tag. Die Ehrung unserer Vorfahren, unser Familienmitglieder, die uns verlassen haben.
Und für diesen Tag bereiten wir alles vor: Die Frauen putzen die Fenster der Nischen auf dem Friedhof und stellen Blumen für die Toten hin . Egal, ob künstlich, oder frisch. Hauptsache, alles ist sauber und die Gräber sind geschmückt.“, erklärt sie.
Die Männer streichen traditionsgemäß die Wände um die kleinen „Schaufenster“. Man sieht Leitern, Wassereimer, Besen, Putzlappen, Pinsel und Farbtöpfe. Aber in den Gängen hocken auch Frauen, die die herrlichsten Blumensträusse und Gestecke arrangieren.
Plötzlich ist der herbstliche Friedhof ein herrlich bunter Garten mit Sonnenblumen, Zwerg-Astern und Rosen. Ein geradezu fröhliches Ambiente.
Hier sieht man, dass die Einheimischen Formenteras in ihren Wurzeln aus den Ferrers, Mayans, Serras, Torres, Castellos und Turs bestehen.
Aber das Interessante an diesem Friedhof ist das Nebeneinander der formenterensischen Familiengräber und der der Ausländer, die hier ihren letzten Ruheplatz gefunden haben.
Da sieht man plötzlich Uhren, die an die Vergänglichkeit erinnern sollen. Aber auch Skulpturen von Schoppi. Man liest englische, deutsche und holländische Namen auf den einfachen Kreuzen oder Grabsteinen. Auf dem schlichten Grab von Robert/ Bob Baldon, Amerikaner und Gründer der Internationalen Bibliothek von Formentera hat auch jemand eine Uhr neben das herrliche Keramik- Buch gestellt.
Auf den Gräbern und in den Nischen der einheimischen Toten findet man Engel und Jesus- Bilder. Aber selbstverständlich auch Fotos der Verstorbenen selbst. Alles hat seinen Sinn und seine Tradition. Und niemals wird jemand jemals vergessen an diesem Tag. Auch die Gräber der Ausländer haben einen anonymen Freund, der Blumen und rote Grab-Kerzen mit Batterie hinstellt. „Das genau ist der Sinn des Tages“, sagt Marga. „Wir gehen alle auf den Friedhof und anschließend trifft sich die ganze Familie . Wir essen zusammen und als Nachtisch gibt es die die traditionellen Panellets.( Panajets)
Heute kaufen wir die bei Bäcker Geroni. Aber als Kinder war es unsere Aufgabe, die Mandeln für das Marzipan zu mahlen.“ Panellets sind eine Art kleine Keks-Marzipan-Kugeln, gebacken. Köstlich. Die Klassischen sind in Pistazien gewälzt, Aber es gibt etliche Varianten. Geroni macht bis heute das Marzipan für dieses Allerheiligen- Gebäck noch selbst, 38€/ kg. ( in Ibiza 50€ in einer Nobel- Konditorei). Am Tag danach ist nicht ein Krümel von Panellet mehr in den Konditoreien zu sehen. Es ist etwas ganz Spezielles für diesen einen, speziellen Tag.
So werden in jedem Land die verschiedenen Kulturen und Traditionen gepflegt und von Generation zu Generation weitergegeben. Schön, das alles miterleben zu dürfen.
Auch in Süddeutschland feiert man diesen Tag. Aber sicher mit anderen Traditionen. Wie auch immer, ich wünsche Euch allen einen schönen 1. November!
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