22.1. Nachdem Formentera seinen Hafen vor einer Woche zugemacht hat und nur noch ganz streng und mit Ausnahmegenehmigung einige Personen und Sanitätspersonal ein- und ausreisen dürfen, hat jetzt auch Ibiza seine Häfen und den Flughafen geschlossen. Man kann sich keinen weiteren Covid- Gefahren von außen mehr aussetzen. Es nimmt dramatische Formen an. Die Krankenhäuser müssen dringend anstehende Operationen verschieben, da die Betten mit C19-Patienten belegt sind. 125 Personen vom Sanitätspersonal sind außerdem wegen Ansteckung ausgefallen. Jetzt wirbt man Krankenschwestern mit dem Versprechean, dass sie in einem 4-Sterne-Hotel untergebracht würden.
Formentera ist seit heute auf Stufe 4 zurückversetzt worden. Das ist die Kategorie für „Höchstes Risiko“. In 72 Stunden sind hier die Covid-Positiven von 49Patienten um das Doppelte, auf 98 Erkrankte angestiegen. Insgesamt gibt es inzwischen auf der Insel 833 Epidemie-Kranke. Auch Todesfälle sind zu beklagen. Die genauen Zahlen werden nicht veröffentlicht.
Aber nun ist die Insel ohnehin total isoliert. Denn ein schwerer Sturm, mit 85 km/h und Wellen bis zu 8 Metern hat jeglichen Schiffsverkehr mal wieder lahmgelegt. Das ganze Wochenende soll das Unwetter andauern. Wir sind in der „Mausefalle“.
Aber wie alles seine Vor- und Nachteile hat, kann dieser Zustand dazu beitragen, dass sich die Pandemia-Zahlen dadurch zurückbilden, denn die Menschen bleiben zu Hause, man ist unter sich, ohne Kontakte. Und genau das gleiche will die Stufe 4 mit drastischen Einschränkungen erreichen. Deshalb: Ausser Covid mal wieder keine weiteren Neuigkeiten aus dem Rathaus.
Als ich heute Morgen mal wieder nach San Fernando fahren musste, sah ich, dass bei Eki Hoffmann in der Gitarren- Werkstatt die Tür geöffnet war. An einer langen Leine lag Jaco, sein Hund, den er vor zwei Jahren als baby bekommen hatte. es war so angenehm, endlich einmal über etwas anderes als Covid zu reden. Und von Jaco kamen wir auf Kiko, seinen ersten Hund und die unzertrennliche Freundschaft, die die Beiden 15 Jahre verbunden hatte.
Ich erinnerte mich, dass ein gemeinsamer Freund in einer unglaublich lauen, klaren Vollmondnacht, vor drei Jahren, im Oktober seinen Sechzigsten feierte. Ein Haus am Meer und der Reflex des Mones erinnerten an eine Bacardi- Werbung. Eki, und natürlich auch Kiko, waren ebenfalls dabei, denn es war auch live-Musik angesagt und Eki wollte selbstverständlich in der band auch für seinen Freund Stuart und die Gäste spielen. Ein Fest, woran ich bis heute noch gern zurückdenke.
Aber so nach Mitternacht, war plötzlich Kiko verschwunden. Ungewöhnlich. Man rief, man pfiff, man suchte. Keine Spur von dem Hund. Und als es Morgen wurde, fand man ihn in einem Swimmingpool in einem Nachbar-Grundstück. Für Eki war es sofort klar: das war kein Unfall, Kiko ist auch nicht ertrunken, stellte der Tierarzt fest, das hätte nämlich andere Merkmale aufgewiesen. Kiko hat in dieser Vollmondnacht den Freitod gesucht. Das ist für Eki vollkommen klar. Denn er hatte es schon zweimal vorher versucht. Aber da jeder wusste, wer sein Herrchen war, wurde er immer wieder zurückgebracht, einmal sogar aus einer Höhle. Dieser Hund war so bekannt, und so beliebt auf der Insel, dass sogar der Redakteur von Radio Illa ihm einen unter die Haut gehenden Nachruf gewidmet hat. Und ich bin sicher, dass viele von Euch Kiko auch kannten.
Ich selbst war immer fasziniert zu beobachten, wenn Eki im Sommer samstags beim Jazz auf dem Markt in San Francisco mitmixte, verschwand Kiko in der Hülle des Basses, sein absoluter Lieblingsplatz während Eki´s Auftritten. Und wenn eine Pause angesagt wurde, kam Kiko aus seiner selbst erwählten “ Hundehútte“, stellte sich demonstrativ vor die Bass-Hülle als wollte er fragen:“ Was ist denn hier los? Soviel Ruhe ist ja nicht zu ertagen!“ Und wenn die Session weiter ging, verschwand Kiko wieder in seiner Loden-Hülle.
„Ja, es gab viele schöne und lustige Momente mit Kiko. Jeder Hund ist anders, aber auch mit Jaco ist es wieder spannend.
Ich versuche ein paar „Starfotos“ von ihm zu machen. Ekki versucht es mit ausprobierten Tricks, ihn aus seiner Lethargie zu locken. Aber er ist heute gar nicht zu einer Foto-Session aufgelegt. Und das zeigt er mir verächtlich; sehr deutlich!
Als ich mich verabschiede frage ich Eki noch, wie er die neue Saison einschätze. Er sieht das ganz cool. “ Ich hatte auch in der letzten Saison noch ab Mitte Juli bis Oktober die Werkstatt geöffnet und immer Freaks, die sich hier ihre Gitarre gebaut haben. Und so gehe ich auch gelassen in die neue Saison. Ich habe mich bisher noch keinen Tag gelangweilt. Hier gibt es immer etwas zu tun und mein Haus braucht auch permanent Handwerks- Arbeiten.“
„Ich bleibe ganz optimistisch. Denn diejenigen, welche zu einem Kursus angemeldet waren, aber nicht mehr kommen konnten, sind ja auch voller Hoffnung, dieses Jahr wieder herkommen zu können. Wir haben das Ganze nur um eine Saison verschoben. Und ich bin sicher, dass wir noch viele viele Gitarren im Meer taufen werden!“
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