Neulich traf ich einen Freund, der sich etwas über ein Haus in Richtung Cap de Berberia wunderte. Eines der wenigen, wo wie in den 60er-Jahren immer noch alles, das man eventuell noch gebrauchen könnte, aufgehoben wurde und sich um das Haus herum nach und nach ansammelte.
Ich dachte sofort an die ehemaligen Tischlerei Ramón, wo es auch immer so aussah. Aber als ich dort hinkomme, stelle ich fest, dass alles wunderbar geordnet ist, aber seine Tischlerei nicht mehr existiert.
Doch nur zweihundert Meter weiter sehe ich es schon. Vor dem Haus steht mitten in dem ganzen Durcheinander ein Ziegenbock, der meine fotografische Neugier sofort weckt. Aber ich merkte auch, dass wir beide nicht alleine sind.
Vor mir steht nämlich plötzlich Domingo, der sich als Ramón’s Bruder vorstellt. Domingo, 82 Jahre alt, erzählt mir seine fast unglaubliche Geschichte. Er lebt in dem inzwischen ruinenartigen, circa 200 Jahre alten Bauern-Haus seiner Großeltern. Als junger Mann war er kurze Zeit nach Mallorca gegangen, und als er zurückkam, fand er dort Unterkunft. Inzwischen lebten seine Tanten auf diesem Gelände. Domingo beschwert sich, dass sie ihm keine Möglichkeit gaben, sich eine eigene Bleibe auf dem riesigen Grundstück zu bauen.
Als 1969 die Elektrizität auch nach Formentera kam, arbeitete er als Arbeiter bei der Aufstellung der Strommasten. Nur ein Jahr später war das Netz komplett.
Der Name Domingo scheint wirklich perfekt für ihn zu sein, denn er ist ihm wahrsten Sinne des Wortes ein Sonntagskind, ein Glückskind. Denn als die Tanten beide mit über 100 Jahren starben, hinterließen sie ihm mehr als 15 Hektar Land auf beiden Seiten der Strasse nach Cap de Berberia. Es scheint so, dass er seit dem Erbe nicht mehr arbeiten musste. Seine ganze Liebe gilt den Tieren, seinen Feldern und der Natur.
Noch heute ist der alte Mann voller Energie und Optimismus, aber er scheint noch in der Zeit zu leben, als der Tourismus mit den ersten Hippies anfing. Damals war die Insel viel isolierter, denn es gab kaum Verbindungen zum Festland. Die Inselbewohner waren auf sich selbst angewiesen. Deswegen warf man nie irgendetwas leichtsinnig weg, das man später eventuell noch gebrauchen könnte. Und so war es ganz normal, das sich der Unrat vor den Häusern anhäufte. Was man in Deutschland „Messis“ nennen würde, hatte hier jahrelang eine wichtige Bedeutung.
Und genau so lebt Domingo noch heute. Er erzählt mir stolz, dass er den Umgang mit Tieren und den Ackerbau von seinem Großvater gelernt hätte. Hinter seinem Haus tummeln sich vierzehn Schafe, unzählige Hühner und der besagte Ziegenbock.
Auch wenn sein Lebensstil eher der Vergangenheit angehört, ist sein Denken durchaus progressiv. Als wir uns über die Probleme der Moderne unterhalten, hört man plötzlich Sätze wie „Warum sollten wir nicht den Wind auf Formentera ausnutzen und die alten Windmühlen wieder instand setzen? Stattdessen hat man eine Touristenattraktion daraus gemacht.“ oder „Formentera hat seine Wurzeln verloren. Man hat 5-Sterne Hotels aber das ländliche Leben mit der lukrativen Landwirtschaft hat man jahrelang vernachlässigt.“
Bei seinen Gedanken merkt man, wie nostalgisch er ist. Er beklagt sich zum Beispiel, dass man damals über ein Rathaus gesprochen hat, während man das heute Consell nennt. Domingo wirkt auf mich wie ein verträumter Idealist. Überall stehen angefangene Projekte, die er noch nicht beendet hat.
Und trotz seines hohen Alters hat er hat noch ein weiteres Projekt für die Zukunft: er möchte sein Haus in ein „Hotel für Arme“ umbauen. Wenn er dann irgendwann mal die Genehmigung für den Umbau dieses historisch geschützten Gebäudes erhalten würde, wie er sagt.
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