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Ein neues Gesetz soll die Verschwendung stoppen

Bevor ich anfange über diese wichtige Neuerung in Spanien zu schreiben, möchte ich mich ganz herzlich bei Euch für die spontane Teilnahme an den blog- Beiträgen bedanken. Es ist eine echte Bestätigung für mich und eine Aufforderung, auf diesem Wege weiterzumachen, damit wir zusammen im positiven Sinne etwas zum Wohl unserer Lieblings-Insel beitragen können. Danke Euch allen!

In diesem Zusammenhang komme ich auf einen Kommentar von Jutta L-L. im blog. Sie schreibt, dass es ihr förmlich körperlich weh getan hätte, als sie sah, dass hier auf der Insel ein LKW- Fahrer, offenbar Angestellter beim Verteilen von Lebensmitteln, eine ganze Palette Joghurts in den Müll an der Strasse warf. Und gleich noch eine Menge Tüten von Kartoffelchips hinterher. „Ja, kann man leider nicht mehr verkaufen, das Verfalldatum ist abgelaufen.“ meinte er als Erklärung für diese Unerklärlichkeit in Zeiten, wo viel mehr Menschen, als vor der Covid-Zeit von der Lebensmittelbank leben müssen. Auch hier, auf Formentera.

Viele von uns haben die Nachkriegszeiten mitgemacht und es ist wie ein Brandmal in uns, dass wirEssen nicht wegwerfen können. So ging es auch Jutta beim Anblick dieses „Frevels“. Deshalb schrieb sie und fragte an, was und wie man hier auf der Insel so etwas verhindern kann und wohin man Lebensmittel, die man nicht mehr braucht, bringen könne.

Seit 2007 gibt es hier eine NGO (ONG in spanisch): “ Formenterers Solidaris“ . Eine Einrichtung, von Freiwilligen gegründet, die eng mit der Insel-Regierung und auch mit Cáritas zusammenarbeitet. Sie sind inzwischen eine feste Institution und haben aufgrund ihrer hervorragenden solidarischen Arbeit die Goldmedaille von San Jaume überreicht bekommen. Auszeichnung der Insel- Regierung für herausragende Aktionen zum Wohl der Insel.

Ich habe mich aufgrund von Juttas Anfrage mit einem Gründungsmitglied verabredet, um Licht in diese deprimierende Angelegenheit zu bringen. Teresa bestätigte mir, dass die Notwendigkeit auf Lebensmittelhilfe auch hier galoppierend angestiegen sei. Seit der Pandemie und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Vor allem für Arbeiter im Tourismus- Sektor, ist ein großer Teil der Bevölkerung, 2020 ohne Arbeit- und damit ohne Einkommen geblieben. Die staatliche Hilfe reichte nicht, um den täglichen Lebensunterhalt zu finanzieren. Man war – und ist immer noch- auf diese Institution angewiesen, obwohl sich in diesem Sommer laut Teresa die Situation wesentlich gebessert hat. „Die verzweifelte Nachfrage war unbeschreiblich. Wir arbeiten unabhängig und sind auf die Spenden der Supermärkte, Einzelhändler und der Bevölkerung angewiesen. Das Rathaus unterstützt uns, und vor allem mit der Koordination. Es werden von dort aus Bons ausgegeben, die Bedürftigen das Recht geben, sich die Grundnahrungsmittel bei uns abzuholen. Und wir wiederum arbeiten mit Caritas, auch mit Kleidung. Aber diese NGO hatte ihre eigenen Engpässe während der Pandemia. Die Solidarität in der Bevölkerung war vorbildlich. Jede Woche bekamen wir Kleidung, aber auch Hilfe mit dem Wichtigsten, wie Mehl, Milch, Zucker, Kindernahrung. Alles wurde in der Kirche von San Fernando abgegeben, und einmal pro Woche öffneten wir in der Schule eine Stelle, wo sich jeder aus der gespendeten Kleidung aussuchen konnte, was er brauchte. Auch für Kinder kann man da viel und sehr gute Sachen finden, ebenfalls Spielzeug. Für einen Symbol-preis, 1€ ,kann auch jeder dort hingehen. Und die second hand-Welle ist gerade bei den Jugendlichen im Moment sehr beliebt. „

„Jetzt geht z.B. wieder eine Weihnachts- Spenden-Aktion los, fährt Teresa mit ihren Ausführungen fort. In den Geschäften und Supermärkten steht vor den Kassen ein Einkaufskorb, wo man die Kunden bittet, auch etwas für Formenterers Solidaris zu spenden. Viele kaufen dann extra etwas und wir sind dankbar für jeden Liter Milch und jede Flasche Öl oder jedes Kilo Mehl.“

Jutta hatte auch angefragt, wo man Lebensmittel lassen könne, die am Ende des Urlaubes überbleiben. Die Lebensmittelgesetze in Spanien sind fast strenger, als in Deutschland ( viele erinnern sich an die grauenvolle Epidemie 1981 mit dem gepantschten Öl, das fast genauso viele Opfer, wie Covid 19 damals in Spanien gefordert hatte). Diese angefangenen Sachen kann man nicht dort abgeben. Aber man kann Nachbarn fragen, die sicher dankbar annehmen würden. Alles, was noch geschlossen ist, kann man in San Fernando im Gemeindehaus der Kirche abgeben. Oder wenn Ihr direkt helfen wollt, mit einer gezielten Schenkung, z.B. mit einer Weihnachts – Gabe- dann kann man folgende Telefon-Nummer anrufen: + 34- 655085633/ -Teresa. Aber bitte nicht für 1 kg Zucker oder 1 Liter Milch. Es sind alles freiwillige Mitglieder, die außer dieser anstrengenden Aufgabe noch ihren Job haben. Wenn Ihr wollt, könnten wir auch über babu-blog so eine karitative Weihnachts- Aktion anonym starten. Aber das fällt mir in diesem Moment gerade so ein. Das müsste man organisieren. Eine Idee für die, die hier wohnen oder zu den Festtagen herkommen. Macht Eure Vorschläge dazu!

Aber wie gerufen, kommt jetzt tatsächlich ein neues staatliches Gesetz in den nächsten Monaten zur Verabschiedung. Es schreibt vor, dass man in einem Restaurant verlangen kann- und ohne Zusatzkosten -sich die nicht aufgegessenen Reste seines Essens einpacken zu lassen um es mit nach Hause zu nehmen . Der in anderen Ländern längst bekannte “ doggy bag“. Es soll die Essenverschwendung in den Speiserestaurants unterbinden. Außerdem muss diese Möglichkeit gut sichtbar angekündigt werden für die Gäste. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass ungebrauchte oder kurz vor dem Verfall stehende Lebensmittel in einer Art Hierarchie kostenlos abgegeben werden müssen. Zuerst sind es die jeweiligen Firmen, die gemeinnützig diese Artikel an Schulen und Organisationen wie Formenterers Solidaris- weitergeben. Auch für humanitäre Zwecke,wenn kurz vor dem Verfall frische Ware weiter verwertet werden kann, wie solidarische Mittagstische, z. B. Zu dieser sogenannten “ Hierarchie“ gehören auch diese Lebensmittelbanken, wie die lokale NGO auf Formentera.

AlleArtikel müssen in einem einwandfreien Zustand sein, wenn sie in andere Produkte verwandelt werden, wie z.B. Fruchtsäfte, Marmeladen, oder Puddings. Sollten es Nebenprodukte sein, die nicht mehr zum Verzehr verwendet werden dürfen, werde diese zu Tierfutter oder organischem Dünger verarbeitet. Das sind eben diese vom Verfalldatum überlagerten Produkte. Mit diesem Gesetz will man die unerträgliche Verschwendung oder Elimination verhindern. Es ist in der Verabschiedungs-Phase.

Aber ungeachtet dessen, ( außerdem kam diese neue Nachricht erst nach meinem Treffen mit Teresa) haben wir Beide einen Plan: wir wollen die Einzelhandelsläden und Supermärkte dazu bringen, wenn ein solcher Fall eintreten sollte, dass es einen gut sichtbaren Hinweis gibt. Dann findet man zu symbolischen oder stark reduzierten Preisen in einem dazu bereitstehenden Kühlschrank oder in einem speziellen Regal Artikel, bei denen demnächst das Haltbarkeitsdatum abläuft. Das Problem ist, dass die Eigentümer normalerweise damit nicht beschäftigt sind, sondern eben die Firmen,wie Danone, z.B., dessen Fahrer vor Juttas Augen die ganze Palette Joghurts in den Müll geworfen hat.

Mit diesem neuen Anordnung haben wir ein gutes Argument in der Hand, das auch die Ladenbesitzer zur Mithilfe aufruft. Es ist ganz einfach: Der Fahrer muss verpflichtet werden, bei jeder Sendung dem Eigentümer das Verfalldatum seiner Waren schriftlich mitzuteilen. Und mit dieser Nachricht ist das das Einfachste von der Welt! Einmal auf den Zettel gucken und ab in den “ solidarischen Kühlschrank“ wenn das Verfalldatum vor der Tür steht.

Jutta, danke für diesen wertvollen Anstoß, aktiv zu werden! Mal sehen, was wir bei den oft etwas lethargischen Beteiligten in den einzelnen Geschäften erreichen können. Wir bleiben am Ball!

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Barbara

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