Schoppi, eine lebende Legende

Ich glaube, es war der 10.3.2007. Schon 15 Jahre her, seit uns der charismatische Künstler Schoppi verlassen hat. Ein Grund, ihm heute zu gedenken.

Seine Geschichte, und wo der Name Schoppi herkommt, kennt fast jeder. Er hat sie oft erzählt. Viel interessanter ist sein Leben auf Formentera, denn bis heute findet man seine Spuren in Form seiner Skulpturen. Handwerkliche Kunstwerke, wenn man bedenkt, dass er Autodidakt war.

In den Achtzigern kam er auf die Insel, fasziniert von dem easy going hier . Er brauchte diese Freiheit und Unbeschwertheit, die er in Deutschland nicht fand, um sein ICH zu verwirklichen.

Als ich ankam, Anfang der Neunziger, lernte ich als erstes von ihm , dass man es auf einem reduzierten Platz wie die Insel halten sollte, wie die Insulaner selbst- nach der indischen Weisheit: nicht sehen, nicht hören, nicht sprechen. Anders ausgedrückt: alles sehen, alles hören, aber nicht darüber reden. Das war ein sehr weiser Tipp- denn als ich meinen Laden eröffnete, musste ich diese Weisheit oft anwenden. Reden ist Silber, schweigen ist Gold.

Bei Schoppi beobachtete ich, wenn er mal wieder seine extrakurzen Jeansshorts anhatte, seine gesamte Schmuck- Kollektion wie z.B. in Silber gefasste Tigerzähne, Steine oder andere Naturmatierialen ( die herrlichsten Kreationen von seiner besten und langjährigen Freundin Schmuck-Rosi)- wenn Schoppi Lust hatte, Spaghetti zu kochen, dann war er auf der “ Pirsch“.

Er, dieses Kind im Manne war immer voller Illusion und das war der Motor für seine Kreativität. Naive Kunst, herrliche happenings und Performances- Ergebnisse,Sternstunden, die bis heute in unserer Erinnerung geblieben sind.

Diese Momente waren jedes Mal ein Hit. Immer war er auf das Engste mit der Natur verbunden, seine grosse Liebe war das Meer, seine Leidenschaft- sein Katamaran.

Er war Pionier im Umweltschutz. Und wenn es etwas zu schützen oder zu retten gab, stand Schoppi auf.

Einer seiner Geniestreiche war die Idee „Retten wir die Salinen“. Ein Konsortium, einige geldgierige, einflussreiche Geschäftsleute waren im Begriff, die Salinen mit Luxushotels zu bebauen- zum Entsetzen der Bevölkerung. Und Schoppi machte sich zum Sprachrohr mit seiner Idee: Um die Aufmerksamkeit zu erregen, dass so etwas in einem Naturreservat schlicht eine Unmöglichkeit darstellen würde, suchte er Sponsoren. diese sollten ihm im Vorhinein einen Scheck über eine selbst gewählte Summe ( noch in Pesetas oder DM) zukommen lassen. Sein Gegenangebot war ein von ihm in seiner bekannten künstlerischen Arbeitsweise angefertigter Flamingo mit diskret eingeschriebenem Namen des Sponsors, damit er ihn nach erfüllter Mission für sich mit nach Hause nehmen darf. Und plötzlich sah man mitten in den Salinen, fast in Naturgröße und -Farbe Kolonien von Flamingos! Ein eye -catcher erster Klasse und ein Riesen- Erfolg. Denn das Projekt Hotel in den Salinen wurde abgeschmettert und die Salinen sind seitdem eingetragen als Gebiet Naturpark Formentera und Ibiza

Daraufhin nannte Schoppi seine Idee “ Rettet die Flamingos“ denn diese waren auch kaum noch auf der Insel zu sehen. Heute kann man um diese Zeit schon wieder mindestens 20- 30 Paare beobachten.

Eines Tages konnte man, 150 rote Mohnblüten aus Zement in den Salinen sehen. Es schien ein ganzes Feld von Blumen, so wie wir es hier in jedem Mai beobachten können. Die Legende ist, dass er dieses Event auf einem Feld in Cap de Berbería veranstaltet hätte. Dass sogar der katholische Pastor gekommen wäre um seinen Segen dazu zu geben. Diese Version kann ich nicht beschwören.

Aber wahr ist, dass es jedes Mal viele sehr kreative Frauen waren, die diese happenings begleiteten. Eingewickelt in selbst bemalte, farbenfrohe „Bettlaken- Gewänder“. Dann gab es Pellkartoffeln mit sour-cream und gegrillte Sardinen. Klar, alles an Ort und Stelle, mitten in den Salinen. Diese, zu der Zeit so aktuellen Events waren Schoppis Spezialität.

Ja, er war ein populärer, genialer Künstler. Noch heute sieht man seine Skulpturen an Privathäusern, vor Restaurants und sogar auf dem Friedhof. Dort strahlt ein überdimensionaler Stern auf dem Grab einer Verehrerin seiner Kunst.

Ja, in tiefster Seele war er ein spiritueller Geist. Wie oft verbrachte er die Winter in Idien auf den spuren der Weisheit .

Sein Haus am Ortsausgang von San Francisco ließ nicht nur Kinderherzen höher schlagen. Es war Schoppis Haus- so wir ihn alle kannten.

Heute ist es gepflegt, die Kakteen sind enorm gewachsen, aber man merkt, dass der Geist seines Begründers nicht mehr da ist.

„Unser“ Schoppi, der sein Leben nach seiner façon gelebt hat – immer positiv und seiner Überzeugung treu: “ Der Mensch sollte auf die Natur hören- und nicht umgekehrt!“ Schoppi forever!

Vor Jahren, ich glaube, es war zu seinem zehnten Todestag strahlte plötzlich sein Porträt an einem der Bootsunterstände bei km 10.5. ein Graffiti, voll gelungen. Denn jeder, der ihn kannte, wird spätestens bei diesem Anblick- mit einem seiner Flamingos im Arm- ihm einen warmen Gedanken über den Horizont schicken. Diesen Spruch fand ich auf dem Fiedhof auf einem Keramik- Buch. Dort, wo auch sein Stern für die Freundin leuchtet. Ich finde, er passt perfekt.

Schönen Wochenanfang für alle!

Alle Fotos: babu

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