Wie viele, während der lähmenden Covid- Pandemie kam Ana Celada auf die glorreiche Idee, auf Formentera einen „Second -hand-Markt -und mehr“ ins Leben zu rufen. Hinter dem Sa Panxa in San Ferran kann man bei schönem Wetter jeden Sonntag einen Markt finden, wo man nicht vom Euro , sondern vom Molinet spricht.. Und das macht stutzig und neugierig. Und deshalb habe ich mich mal ein bisschen schlau gemacht, worum es sich hier eigentlich handelt.
Und Ana erklärte den Interessierten schlicht auf perfekte Weise, dass es sich hier um ein Netz von Gruppen handelt, die ihre Talente und ihre Arbeit anbieten, um diese gegen die Hilfe anderer einzutauschen. Diese simplen Tauschgeschäfte sind nicht neu. Schon immer gab es diese Nachbarschaftshilfe auf der Insel und früher war diese Art von Überlebenskunst auf Formentera fast unverzichtbar. Der eine hatte mehr Kartoffeln auf seinem Feld, dafür hatte der Besitzer eines Bootes Fisch. Und so konnten auch die Einheimischen hier ohne viel Einkommens leben, denn das Über-leben war hart und die Bevölkerung sehr auf sich selbst angewiesen
Und diese neu entdeckte Nachbarschaftshilfe ist jetzt aufgrund der sozialen Unsicherheit als Strategie gegen ein ungerechtes Sozialsystem neu durchdacht und auf sehr effektive Weise verbessert worden. Die Mühle ( es molinet in katalán) dreht sich auf rein elektronischer Basis. Mobiltelefon und eventuell Computer.
Eine Art soziale und ökologische Revolution macht sich den Weg frei, um den Banken mit ihren hohen Zinsen für Kredite, und den den ständigen Krisen die Stirn zu bieten. Eigentlich ist es die Philosophie eines ethischen Wechsels, ökonomisch und ökologisch umzudenken, Nachhaltigkeit zu schaffen und den lokalen Handel zu fördern. Es ist eine Idee, die nicht vorsieht, irgendwelche Reichtümer oder ein Sparsystem zu schaffen.
Es hilft Menschen sich eine solide Lebens-Basis zu schaffen durch ihr Wissen, und ihre Erfahrung- Austausch und Nachbarschaftshilfe. Die Idee ist, den lokalen Markt mit einer sozialen Zahlungsart zu unterstützen und damit zu stärken. Ein System, das keinen wirklichen Geld-Wert hat, sondern nur als Austausch dient, gegen eine soziale Währung- den Molinet. Durch diese solidarische Münze soll es möglich sein, ein Leben zu führen, das keinem finanziellen Druck ausgesetzt ist.
Denn hier zahlt man für einen Kredit keine Zinsen. Es ist faszinierend, wie ein Video erklärt, mit welchem rasanten Erfolg in ganz Spanien und anderen Ländern die Idee schon seit Jahren hervorragend funktioniert und immer mehr überzeugte Anhänger findet. . Sie bringt die Menschen zusammen, fördert die Solidarität und hilft der lokalen Ökonomie. Es hilft, dank dieser sozialen Währung finanzielle Engpässe ohne Probleme zu überwinden und auch mit weniger Einkommen gut über die Runden zu kommen. Immer durch den Tausch mit seinen eigenen Talenten und Erfahrungen. Interessant ist, dass auch der lokale Kommerz mit in dieses Netz einbezogen ist. Denn es soll eine ökonomischen Ergänzung zum Euro sein. Diese simple Idee hilft, dass jeder die gleiche Chance hat, durch sein Talent, sein Umweltbewusstsein und Eigeninitiative seine Träume zu verwirklichen.
Ein Netz , wo Vertrauen, Transparenz, fairer Handel, umweltbewusstes Denken und der Gemeinschaftssinn in Großbuchstaben geschrieben werden. Auf diese Weise trägt man als Gruppenmitglied dazu bei, seinen Stadtteil, sein Dorf, oder in diesem Fall, die Insel durch dieses soziale Währung stark und unabhängiger vom Euro zu machen. Und gleichzeitig unterstützt man die lokalen Initiativen. Hier einige Beispiele:
Ana verkauft auf dem Markt hinter Sa Panxa u.a. ein vollkommen ökologisches Sonnenöl und andere kosmetische Produkte, alles artesanal und umweltfreundlich hergestellt Durch dieses Umweltbewusstsein vermeidet sie Plastik oder schädliche, überflüssige Materialien, die die Insel belasten. Man zahlt ihre Arbeit in der solidarischen Währung, die sofort auf ihr Molinet-Konto gehen. . Sie möchte aber mit ihren Kindern am Sonntag auch mittags essen. Sa Panxa bietet einen Mittagstisch an, den man ebenfalls in Molinets bezahlen kann. Ana hat also keinerlei Ausgaben in efektiver Euro-Währung, sie benutzt die Molinets aus ihren Verkäufen. . Gleichzeitig schafft sich das Restaurant einen festen lokalen Kundenstamm. Sa Panxa hat seinerseits eine geteilte Geschäftspolitik zwischen Euro für externe Einkäufe und Molinets für lokale Tausch- Käufe.
Auch andere Einzelhändler haben sich dieser guten Idee angeschlossen und bieten teilweise in ihren Läden Produkte an, die man mit Molinets bezahlen kann. Wie gesagt, es ist eine Einstellungssache, eine Philosophie des Gemeinschaftsgefühls. So dreht sich die solidarische Mühle, El molinet.
Oder:
Jemand braucht z.B einen Umzugswagen, oder ein teures Werkzeug für eine Renovierung. Man fragt in der Gruppen- Whatsapp , ob jemand über das Molinet- Netz helfen kann. Und schon meldet sich jemand, der Preis wird verhandelt und man hat sich vielleicht den Kauf eines teuren Teiles erspart.
Oder jemand möchte Nähen lernen, oder braucht eine Übersetzung. Dann inseriert man in der Gruppen -app und es findet sich bestimmt jemand, der seine Erfahrung auf diesem Wege weitergeben möchte. Man bezahlt von seinem Molinet- Konto. Ein fairer Tausch.
Ein ausgezeichnetes, reales Beispiel hier auf Formentera :
Ein Jungunternehmer möchte seinen Traum verwirklichen und mit der neuen Saison ein Restaurant in Es Pujols eröffnen. Er kommt auf die Insel mit wenig Geld, will keinen teuren Kredit aufnehmen. Es Molinet gibt ihm die Chance eines zinslosen Kredites. Er sucht im Gemeinschafts-Netz preiswerte Hilfe, ist selbst ein ausgezeichneter Handwerker, borgt Werkzeug oder sucht Fliesen für das Bad, die jemand noch von seinem eigenen Hausbau irgendwo liegen hat. So wird gleichzeitig recycled, umweltbewusst gedacht. Der Handel ist gemacht – in Molinets natürlich. Und der zukünftige Restaurantbesitzer bietet als Gegenleistung zu seinem Negativ- Konto im Moment noch sein handwerkliches Können an und für später Essen in seinem Lokal, das dann ebenfalls in molinets bezahlt werden kann. Ein Kredit, ohne Zinsen, der Vertauen und Gemeinschaft aufbaut. Damit macht er sich Stammkunden und zahlt so seinen Molinet- Kredit ab. Von teuren Krediten oder Schuldzinsen keine Rede. Dieses Netz fördert die Solidarität und das Zusammengehörigkeitsgefühl Und nicht alles ist mit Preisschildern versehen. Jeder hat beim Eintritt in die Gruppe übrigens 300 Molinets Guthaben. Das soll er in Umlauf bringen, um die Mühle anzutreiben.Das Haben-Konto soll auch nicht mehr als 300 Molinets betragen. Der Höchstbetrag eines Kredites sind 500 Molinets, wie bei dem Jungunternehmer. Aber es reicht, um sein Ziel zu erreichen. Das Zauberwort ist Exchange.
Eine Insel, wie Formentera ist prädestiniert für diese solidarische Idee. Ein Netz, das sich ohne sichtbares Geld ökonomisch ergänzt, komplementiert. Immer mit fairen Preisen. Genau genommen handelt es sich um eine große,alternative Gruppe, denn Voraussetzung ist natürlich, dass man Mitglied mit einer Nutzer-Nummer wird, um sich in das System einloggen zu können. In einer Website sind alle internationalen Währungen der einzelnen Städte und Länder aufgezeigt. Man kann also auch Hilfe im Ausland bekommen. Aber zusätzlich gibt es ein internes whatsapp, wo die 200 Mitglieder hier auf Formentera untereinander kommunizieren können. Man kennt sich, es ist einfach und schnell.
Und was hat es mit dem Markt bei Sa Panxa auf sich? Wenn man Mitglied in der Molinet- Gruppe ist, kann man seine eigenen Sachen anbieten, aber findet vielleicht für sich selbst, oder für seine Kinder oder Enkel ein anderes Teil. Es gibt auch eine Rubrik “ Geschenke“ . Da möchte man vielleicht eine Matratze oder einen Schrank loswerden, will es verschenken, aber man kann es allein nicht entsorgen- also bietet man die Sachen als Geschenk an, da findet sich immer jemand, der noch dies oder das gebrauchen kann. Wenn Ihr also auf den Markt kommt, etwas kaufen möchtet, aber noch kein Mitglied seid ( das lohnt sich nur, wenn Ihr längere Zeit hier lebt) könnt Ihr eventuell ausnahmsweise das Molinet- Konto einer Freundin benutzen. Sie zahlt von ihrem internen Konto und Ihr gebt das Geld in Euro. Aber es soll ja eigentlich ein System ohne diesen Einfluss sein. Deshalb macht man das nur als Ausnahme .
Wenn man einmal Mitglied ist, hat man ein internationales Netz von Austauschmöglichkeiten. das sogenannte CES. (Comunity Exschange System) Dann hat die unsichtbare Währung zwar einen anderen Namen, aber das System ist immer das gleiche. Man hat eine website gratis, in die man sich mit seiner Mitglieds- Nummer einloggen kann. Das ist im Ausland manchmal von großem Nutzen.
Ich habe mich jedenfalls entschlossen, diesem sozialen Netz beizutreten. Denn gerade, wenn man älter wird und manchmal auf Hilfe angewiesen ist, kann man so einen Austausch wunderbar gebrauchen. Da ist auch sehr viel Empathie und Menschlichkeit im Spiel. Wenn ich z.B. jemanden brauche, der mir die schweren 6-ltr. Wasserflaschen oder einen schweren Einkauf in meine Wohnung im 2.Stock ohne Fahrstuhl bringen möchte, lehnen sie oft ein Tauschgeschäft mit Molinets ab, wollen nichts für ihre Hilfsbereitschaft. Und was kann ich tun? Ich schenke ihnen dann je nachdem, ein selbst gebackenes Brot, oder ein edles selbstgemachtes Massage-Oel. Und so sind wir alle immer zufrieden . Die große Molinet- Familie Formenteras ist im Wachsen!
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