Zwei der grössten universalen Schriftsteller, Cervantes und Shakespeare, sind eigenartigerweise fast im gleichen Moment gestorben, nur 1.300 km Luftlinie voneinander getrennt. Cervantes starb am 22.4. abends in Spanien, Shakespeare am 23.4. in England.
Dieser Umstand hat dazu geführt, dass die ganze Welt am 23.4. den internationalen Tag des Buches feiert. Ein ganz besonderer Tag ist es für Barcelona. Es ist Tradition, dass man sich untereinander Bücher und eine Rose schenkt. Dieser Tag ist dort fast wie ein Feiertag . Es gibt regelrechte Strassen mit Bücherständen. Und dort, wo Schriftsteller ihre neuesten Werke signieren und Widmungen schreiben, bilden sich regelrechte Schlangen an den Kassetten. Das gibt dem Ganzen einen fröhlichen Festtags- Touch.
Aber was hat das alles mit Formentera zu tun? Auch hier gibt es eine hochinteressante Geschichte über „Das Haus der Bücher“.
Wir schreiben das Jahr 1966. Robert L Baldon, Amerikaner und Architekt ist müde, immer weiter große Superbauten in Kalifornien zu entwerfen. Er findet auf einem Europatrip durch Zufall Formentera. Ibiza war damals schon bekannt als Mecka für Aussteiger, Intellektuelle und Künstler. Aber Formentera war noch paradiesischer, verschlafener zu dieser Zeit. Und an irgendeine Arbeit war gar nicht zu denken; und schon gar nicht als Architekt.
Da erinnerte er sich an den Rat seiner Großmutter, die immer sagte, „wenn Du irgendeine unausgefüllte Lücke im Leben entdeckst, füll sie!“ Und Bob, wie er von allen genannt wurde, kam mit einigen Büchern auf der Insel an. Diese Episode sollte später „Die Internationale Bibliothek“ von Formentera werden. Denn die Idee war … dass der Leser seine Bibliothek selbst gründet.
Zu dieser Zeit kamen die ersten Ausländer auf die Insel. Von Tourismus im heutigen Sinne keine Rede. Die Winter waren lang, es gab weder Fernsehen noch irgendwelche anderen Medien, wie sie heute selbstverständlich sind. Das Haus des Buches befand sich genau gegenüber der Fonda Pepe, in San Ferran. Für die ersten Aussteiger und Neu-Ankömmlinge war diese Einrichtung die Rettung . Aber auch für Bob, denn diese, oft Intellektuellen, brachten auch Bücher mit und ließen sie bei ihm, nachdem sie sie gelesen hatten.
So verbrachte z.B. Julian, der Sohn von Pepe und Catalina, damals Kind, seine Winter immer bei Bob zwischen Comics und Ausländern. Und mit Bobs Englisch, er konnte bis zum Schluss nicht das Elementarste in Spanisch, perfektionierte Julian sein Englisch, welches ihm später große Dienste erwies.
Die Adresse Carrer Mayor Nummer 44 wurde ein Treffpunkt für damals schon international bekannte Schriftsteller und Musiker. Einige ließen sogar ihre Faksimile, handgeschriebene Erstentwürfe ihrer Bücher bei Bob. Es waren die Goldenen Sechziger und Siebziger Jahre für Musik und Neuigkeiten, die aus Amerika kamen. Dadurch trafen sich international bekannte Persönlichkeiten, die dazu beitrugen, dass die Bibliothek Formenteras auch wirklich internationale Aufmerksamkeit bekam.
Bobs Idee oder besser die Idee seiner Grossmutter wurde sein Leben und er betrieb sie 30 Jahre, bis zu seinem Tod am 9.1.1997.
Das “ Haus der Bücher“ änderte seinen Namen 1980 in „Internationale Bibliothek“. Denn die fünf Bücher, das Startkapital, hatte sich auf 25.000 Volumen in 12 Sprachen erweitert.
Sein bibliografisches Erbe vermachte er der Insel . Und noch heute, wenn man in die öffentliche Bibliothek eintritt, gibt es eine Tafel mit der Aufschrift “ Internationale Bibliothek“. Die wichtigsten Bände aus Bobs Erbe an die Insel findet man dort.
Sein schlichtes Grab kann man auf dem herrlichen Friedhof von San Francisco finden. Die „Freunde der Internationalen Bibliothek Formenteras“ haben ihm mit einem Buch aus Keramik, auf dem ein Gedicht des ibizenkische Schriftstellers Villangomez zu lesen ist, ein würdiges Denkmal gesetzt. Es ist die herrliche Arbeit des Keramik-Kúnstlers Jaume Mateo.
Fortsetzung folgt…
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