Die Wehrtürme von Formentera und ihre Geschichte.

In der Schlacht von Lepanto 1571, schlagen die spanischen Truppen die Türken. Sie sind das große Übel im XVI. Jhd. an den spanischen Küsten. 1580 kommt es zu einem Waffenstillstand, und das Mittelmeer verwandelt sich in ein “ Niemandsland“, wo die algerischen Piraten ihr Unwesen treiben können, wie es brutaler nicht geht.

Was passiert also hier auf en Pitiüsen? Formentera ist die erste Insel, die die Piraten, aus Nord- Afrika kommend, antreffen. Hier ankern sie, bunkern Wasser und reparieren ihre Boote. vor allem auf Espalmador. Und hier bereiten sie den Kreislauf ihrer Attacken vor: von der Küste vor Ibiza, über Mallorca, nach Katalonien ist keiner mehr sicher vor ihnen. Danach Valencia und zurück nach Formentera. So verwandelt sich die kleinste Insel der Balearen in ihr Hauptquartier, ihr Versorgungslager. Die vielen Höhlen unterhalb von La Mola sind ein ideales Versteck ihrer Beute.

Diese Unsicherheit und später die Pest führen dazu, dass die Insel im 16. und 17.Jhd. entvölkert ist. Ideal für die Osmanischen und die Korsaren auf halben Wege zwischen Afrika und Europa.

Um die Situation zu entschärfen und um sich vor den Überfällen der Eindringlinge zu verteidigen, beschließt man von Ibiza aus, Beobachtungspunkte auf den Inseln zu installieren. Intelligent gedacht, Wehr- Türme an strategischen Stellen rund um die Inseln zu bauen. Im Falle von Piraten-Booten und anderen Gefahren vom Meer her, könnte man Alarm geben und ein Verteidigungs-System aktivieren.

Am Tag benutzte man junges, noch feuchtes Holz, das nur weißen Rauch erzeugte. In der Nacht dagegen musste es trocken sein, sodass es brannte und man die Flamme auf nächsten Wehr-Turm sehen konnte. Der widerum machte desgleiche und in kürzester Zeit wusste man auf der ganzen Insel: „Piraten in Sicht!“

Formentera war ja nicht aufgegeben, sondern nur entvölkert. Aber das hinderte die Einwohner Ibizas nicht, für einen oder zwei Tage auf die Nachbarinsel zu kommen, schnell die Felder mit Weizen zu bestellen (Frumentaria= die Weizen-Insel) und sofort wieder nach Ibiza zurückzugehen. Es war keineswegs ein leichtes Unternehmen, denn wenn es keinen Wind gab, konnte die Überfahrt in den kleinen Booten bis zu elf Stunden dauern. Man wusste aber, dass um St. Johannis, dem 23. Juni das Korn reif war. Dann kamen aus Ibiza im Konvoi so viel Helfer wie möglich, um die Ernte auf die Boote zu bringen und sofort wieder zurückzufahren.

Bis heute ist der Tag von San Joan, wie er hier auf katalanisch heißt, ein sehr hoher Feiertag. „Die Verwandten kommen aus Ibiza, aus Tradition. Man isst zusammen und verbringt den Tag gemeinsam. Nur an Arbeit wird heute nicht mehr gedacht!“ Das hat mir eines Tages mein Nachbar Pere Gallet lachend erzählt.

Die Türme baute man nach und nach. Eigentlich zu spät, denn die Piraterie ging bereits seinem Ende zu, im 18. Jhd. So wurde der Turm auf Espalmador erst zwischen 1749 und 1750 fertiggestellt.

Für die Restaurierung wurden Original- Materialien benutzt: Marés, Sand und Steine. Auch spezielle Pigmente als Farben. Auf einer neu angelegten Tafel kann man sich über die Anlage und ihre historische Bedeutung gut informieren.

Nachtrag: In Ibiza, am Anfang der Hafenpromenade kann man das Denkmal für den berühmten ibizenkischen Korsaren Antonio Riquer sehen. Das Monument hat die Form eines Obelisken und ist das einzige in der Welt, dass diesen “ Soldaten des Meeres“ gedenkt. 1906 wurde dem 100 jährigen Sieg des Korsaren Antonio Riquer gedacht, der mit seinen Booten, der Antonio und Santa Isabela über die Piraten vor seiner Heimat- Insel Ibiza gesiegt hatte.

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