Vor einigen Tagen habe ich vom babu- Leser Ângelo S. eine Anfrage bekommen. Er sagt, er hätte aus sicherer Quelle gehört, dass man auf Formentera die Restriktionen ziemlich oberflächlich behandeln würde. Und dass man z.B. ohne Weiteres zum Frisör gehen könne. Auch in Restaurantes könne man essen gehen. Außerdem fragt er logischerweise an, warum so viele Schiffe fahren, obwohl die Ein – und Ausreise gesperrt sei. Und dass überhaupt keine Kontrollen stattfinden würden.
Danke, Ángelo für Deine rege Teilnahme am blog. Ich finde es viel besser, zu fragen als irgendwelchen Gerüchten Glauben zu schenken. Deshalb möchte ich diese Fragen hiermit so gut wie möglich beantworten.
Frisör: Man kann nicht einfach so in den Salón gehen, sich hinsetzen und warten, bis man an der Reihe ist. Der Friseursalon hat ständige Sicherheits- Kontrollen, unangemeldet und mehrmals am Tag. Der Kunde hat sich anzumelden, soll pünktlich zur ausgemachten Zeit da sein und ist der einzige zu Bedienende im Salon. Nur er und die Frisörin. Das ist perfekt organisiert. Die Salon- Besitzerin ist verantwortlich für die sofortige Desinfektion der benutzten Instrumente, Kämme, Bürsten etc. Handtücher sind total verboten. Man benutzt saugbares Fließpapier, das sofort entsorgt wird. Diese Handhabung hat man mit der Erleichterung der Normen eingeführt, als Formentera total Corona-frei war, also im Juli 2020, und der Tourismus langsam wieder ( vorübergehend) erlaubt wurde. Alles ist so gut organisiert. Man respektiert alle Auflagen und es ist kein einziger Covid- Fall bis heute durch einen Friseur-Besuch zu beklagen.
Das Essen, was man angeblich in Restaurants sah: Ihr habt die Fotos in einem der letzten babu- Ausgabe gesehen. Restaurants und Bars alle strikt geschlossen. Jetzt hat das Rathaus mit Unterstützung der Handelskammer eine sehr hilfreiche Erleichterung für diejenigen Restaurants erarbeitet, die an der Aktion “ Essen zum Mitnehmen“ teilnehmen wollen. Das ist eine, von der Bevölkerung sehr akzeptierte Form, die Restaurant-Besitzer in ihrer schwierigen Situation zu unterstützen. Und auch dieses ist erstklassig organisiert. Das Rathaus gibt die Telefonnummern der jeweiligen Lokale an Interessierte weiter.
In San Francisco sind es sechs Teilnehmer. In San Fernando sind es fünf , in Es Pujols sind es vier und in El Pilar ein Teilnehmer . Diese Möglichkeit wurde für eine bestimmte Zeit ausgeschrieben. Alle nicht Registrierten im Rathaus haben keine Erlaubnis, ihr Lokal plötzlich öffnen zu können. Auch das wird ständig durch eine Polizei-Spezialkontrolle geprüft.
Für einen bestimmten Teil der Bevölkerung, Junggesellen, Alleinstehende und ältere Menschen ist das eine sehr gute Lösung, sich per Telefon Essen für zu Hause bestellen zu können und dieses zu einer bestimmten Zeit abzuholen.
Die Fähren und die Kontrollen: Die Insel ist zwar für Ein- und Ausreisende rundum zu Land und Meer gesperrt. Aber wir sind nicht in der totalen Ausgangs-Sperre. Allerdings gibt es große Einschränkungen in den Fährverbindungen. Jetzt geht nur jeweils ein Boot zur vollen Stunde oder zur halben, statt sonst von jeder Kompanie eins. Aber Menschen kommen und gehen zur Arbeit. Wir müssen Artzttermine wahrnehmen oder behördliche Belange erledigen. LKWs müssen Ware hin und her transportieren.
Man braucht unter allen Umständen eine beglaubigte Bescheinigung , um nachzuweisen, dass man genau an diesem Tag einen Termin in Ibiza hat. Das ist ebenfalls perfekt organisiert. Wenn man z.B. einen Arzttermin hat im Krankenhaus oder einer Spezialklinik, bekommt man einen Tag vorher eine Nachricht in sein Telefon, dass diesen Termin bestätigt. Denn die Guardia Civil steht unter allen Umständen am Boot. Wenn nicht auf Formentera, auf Ibiza ganz bestimmt. Und das habe ich am eigenen Leibe gestern erlebt: Es ist ein filmreifer Sketch.
Ich hatte einen Termin, der mir wie oben per Telefon zugeschickt wurde. Auf dem Boot las ich die Nachricht von Ángelo. “ Perfekt, dachte ich… dann werde ich das doch gleich mal fotografisch festhalten, damit ich es dann auch den babu- Lesern glaubhaft beweisen kann, dass die Polizei mit 100%Sicherheit vor dem Boot steht.“. Die Tür öffnet sich, ich lasse ein Paar Passagiere voraus gehen und mache Fotos: Und da sind sie ja, die staatlichen Kontrolleure.
Und plötzlich lässt einer der Beamten seinen zu kontrollierenden Passagier stehen, als er mich sieht: (P/ Polizei; B/ Bárbara)
P: Und Du? Was machst Du da? B: Ich fotografiere. P: Lass das ( mit einer Verbotsgeste) B: Wir sind in einer Demokratie, oder? Und ich kann fotografieren, wo ich will. P. Deinen Ausweis ( Und schon hebt sich die Autoritäts-Stimme ) B. Einen schönen Valentins-Tag fúr alle! (um die Spannung zu entschärfen) P. NIE! ( eine Art Ausweis für Ausländer) B: habe ich nicht dabei. Ich krame in der Tasche rum und finde eine verkleinerte Kopie meines Reise-Passes, die ich ihm zeige) P: guckt gar nicht hin, schreit weiter dass es vollkommen verboten sei, ohne NIE das Haus zu verlassen. Ich stecke das Dokument wieder ein, habe kein anderes. ER schreit im Sergeantenstil weiter. Dann fällt ihm was Neues ein: “ Gib den Ausweis nochmal her. Ich muss bei der Nationalpolizei anfragen , ob Du überhaupt registriert bist.“ B: mir reicht dieses autoritäre Franco- Gehabe. Ich schlage die Hacken zusammen, lege die Hand wie zum Soldatengruss an die Schläfe, sage “ I-I Sir“ und hole das Papier nochmal raus. Er fotografiert es und tut sich wichtig, als müsse er es jetzt an die Nationalpolizei schicken.
Ich versuche ihn zu beruhigen. Sage:“ hier ist im Telefon die Autorisation, dass ich diesen Termin heute habe“ ( den ich seit 4 Wochen gemacht hatte). Da sagt er tatsächlich, ohne es überhaupt zu lesen, das sei nur ein Termin und keine Bestätigung vom Krankenhaus.( Die sie an jeden Passagier von Formentera einen Tag vorher schicken).In diesem Moment platzte mir der Kragen. Ich sagte ihm, dass es unglaublich sei, wie er mich behandele, dass die Epoche der Franco-Zeit der Guardia Civil vorbei sei. Dass ich einsähe, dass sie es als Polizei auch nicht einfach hätten, und dass wir alle in einem Boot säßen in dieser schweren Zeit der Einschränkungen und Restriktionen. Aber dass er nicht mehr Rechte als Aufsichtsperson hätte als ich, als Bürgerin. Und als ich ging, musste er mir noch auf den Weg mitgeben, dass ich mir eine Bescheinigung geben lassen sollte, dass ich tatsächlich zu diesem Termin war.
Auch darauf sind die einzelnen Institutionen eingerichtet. Und ich bekam meine Bestätigung. Tatsächlich, als ich wieder nach Stunden zum Boot zurück kam, standen die drei von der Staatspolizei immer noch da und das erste, was dieser Besagte tat war, nach der Bestätigung zu fragen.
Mal schnell noch irgenwo etwas einzukaufen ist streng verboten. Die Taschen werden kontrolliert und bei Nichtachtung wird bestraft. Ich zeigte den Nachweis mit der Bemerkung: „Auf dass Du Dich beruhigen kannst“. Denn es war ja nicht das erste Mal, dass ich während der neuen Normen nach Ibiza gehen musste. Und nie hat mich je ein Polizist so behandelt.
Ein bisschen fühlte ich mich wie die Menschen in China während der Pandemie. Das, was im Fernsehen um die Welt ging. Und Euch habe ich diesen „filmreifen sketch“ beschrieben, damit die, die so einfach sagen es wäre alles so locker vom Hocker hier auf der Insel eines Besseren belehrt seien!
Schönen Feierabend!
„Es grünt so grün wenn Spaniens Blüten blühen…“
WAS FÜR EINE GESCHICHTE , IST JA UNGLAUBLICH … DA LIEGEN DANN MANCHMAL DIE NERVEN BLANK SCHEINT’S, ABER AM ENDE HAT ES JA EINE GUTE WENDUNG GENOMMEN …
Ja, diese Pandemie und der ( verordnete) Umgang damit stärkt restaurative Tendenzen. „Angst essen Seele auf“!