Der Rückspiegel vom 13.04.-19.04.2020

Die Präsidentin des Consells Insular, Sandra Ferrer, hat heute über den YouTube-Kanal des Rathauses eine Pressekonferenz gegeben und anschließend öffentliche Fragen zur Situation beantwortet.

Aufgrund der dramatischen Situation im Hinblick auf die Saison sind wichtige Massnahmen seitens des Consells beschlossen worden. In erster Linie hat die Bürgermeisterin bei der Balearenregierung einen „Finanzschock“, einen Spezialplan, beantragt, da die Insel in höchstem Masse vom Tourismus abhängig ist. Man möchte unter keinen Umständen die Saison 2020 als “ verloren“ aufgeben und diese Finanzspritze zum Ankurbeln der im Moment brachliegenden Wirtschaft nutzen.

Sowohl auf ökonomischem, als auch auf sozialem Sektor, sind wichtige Sofort-Hilfspakete erstellt worden. Das betrifft besonders die kleinen Familienunternehmen und die Firmen, welche ausschließlich vom Tourismus leben. Ebenfalls hat die sozial schwächere Bevölkerungsschicht und die Saisonarbeiter, welche bereits hier sind, aber nicht arbeiten können, spezielle Erleichterungen. Diese Berufsgruppe kann jetzt bis zu neuen Entscheidungen das Arbeitslosengeld weiterhin beziehen.

Auch wurde sofort nach der Ausrufung des Notstandsdekretes eine Sofort-Hilfs-Maßnahme eingerichtet; eine Telefonlinie für alte, kranke und alleinstehende Menschen, die diese Nummer zu jeder Zeit benutzen können, um sich mit dem Sozialamt in Verbindung zu setzen. Als Unterstützung können diese Bevölkerungsgruppen mit Erleichterungen durch finanzielle, soziale und steuerlicher Unterstützung rechnen. Bisher haben 750 Hilfsbedürftige dieses Angebot genutzt.

Man setzt auf eine verlängerte Saison bis Ende Oktober mit Schwerpunkt auf Promotionen und speziellen Kampagnen. Vor allem wird zuerst der nationale und der Tourismus zwischen den Inseln angesprochen.

Was die internationale und eigentlich noch wichtigere Frage betrifft, kann im Moment zwar alles strategisch vorbereitet, aber noch keine Prognose gestellt werden. Alles hängt von den Entscheidungen der einzelnen Länder und der Wiederaufnahme des Flugverkehrs ab. Es wird eine internationale Onlinekampagne gestartet, speziell für Reiseveranstalter. Und auch hier wird der Oktober mit sportlichen, kulturellen und gastronomischen Events verstärkt beworben, um die Saison attraktiv zu verlängern.

Eine wichtige Rolle spielen dabei die Reedereien, mit speziellen Einsätzen zwischen den Inseln und dem Festland. Man setzt auf eine Pionierrolle als 100% sicheres Urlaubsziel, weil durch die Isolation aufgrund der Schliessung der Häfen für den Personenverkehr die Insel jetzt als coronafreie Zone gilt.

14.4. Die Bauarbeiten im Bereich Strassenbau und einigen öffentlichen Gebäuden, wie die neu entstehende Schule von San Fernando und die Altersresidenz, ein Neubau vor dem Hospital, haben am Montag wieder begonnen. Unter strikter Anweisung, die Notstandsverordnungen einzuhalten, d.h. die Schutzmasken und Handschuhe zu tragen, den Abstand zwischen den Arbeitern zu bewahren, arbeitet man auf “ halber Flamme“ Der zweite Teil der Bauarbeitern der Durchgangsstraße von San Fernando wird deshalb demnächst auch fertiggestellt sein.

15.4. Die Ironie des Schicksals will es, dass wir jetzt zwar total corona-virus -frei sind auf der Insel, dass aber die lange Auszeit die Bauarbeiter offenbar auch unsicher gemacht hat. Einer der Arbeiter auf dem Neubau der Schule von San Fernando ist aus 2 Meter Höhe abgestürzt und musste mit dem Hubschrauber nach Ibiza gebracht werden. Mehrere Knochenbrüche sind die Diagnose . Aber sein Zustand ist stabil.

15.4. Seit langem konnte man nicht mehr so leckeren Fisch in den Spezialgeschäften kaufen, wie im Moment. Fisch aus dem Meer direkt vor der Haustür! Die großen Fischerboote, die auch oft Schleppnetzfischerei betreiben, liegen im Hafen fest. Jetzt gehen die kleineren Boote mehrmals in der Woche raus und können sogar noch die Nachfrage aus Ibiza sicherstellen. Um diese Zeit sind normalerweise schon diese Schiffe draußen, welche ausschließlich für die Restaurants arbeiten. Da aber noch alles geschlossen ist, sind die kleineren Fischereien unter sich und können mit allerfrischester Ware die Fischgeschäfte bedienen. Der Vorsitzende der Fischereigenossenschaft sagte in einem Interview, dass man diese vorsichtige Fischerei beibehalten sollte, weil sich dadurch der Fischbestand schnell wieder erholen könnte.

Auch im Bauernmarkt werden die frischesten Gemúse, Zitronen und Orangen naturbelassen angeboten. Kartoffeln, neue Ernte, die ersten Knoblauch und jungen Zwiebeln. Kúrbis und Sússkartoffeln. Es scheint, ein Schlaraffenland, die Insel – im Moment. Ein kleiner Lichtblick als Ausgleich fúr die strikte Ausgangssperre. Nur Einkaufen im Radius von 600 mtr. ist erlaubt.

16.4. Heute morgen konnte man in den digitalen Medien einen sehr interessanten video finden, den die ambulanten Kunsthandwerker in einer gemeinsamen Campagne veröffentlicht haben. Darin machen sie auf sehr eindrucksvolle Weise ihre prekäre Situation klar. Sie haben keinen Laden, aber konnten aufgrund der speziellen Situation auch noch nicht anfangen, zu arbeiten. Das hat dazu geführt, dass sie in den Hilfsprogrammen der Balearen-Regierung vergessen wurden. Die ambulanten Verkäufer, welche während der Saison in den Strassen der einzelnen Ortschaften der Insel ihre Stände aufgebaut haben, oder auf dem Kunstmarkt von La Mola ihre Arbeiten anbieten, haben ihr ganzes Geld in Material investiert, den ganzen Winter gearbeitet. Aber jetzt können sie ihre Warel nicht verkaufen. Deshalb ist die dringende Aufforderung an die Commerzkammer, sie in die Hilfsaktionen einzubeziehen , eindringlich dargestellt.

17.4. „AMIGOS PARA SIEMPRE“ (Freunde für immer). Dieses Lied oder die Melodie kennen fast alle noch. Es war die Hymne bei der Abschluss- Feier der Olympischen Spiele von Barcelona, 1992. Autor war die mythische Gruppe “ Los Manolos“ , welche damals dieses Lied zum Welthit machten. Jetzt, und seit gestern macht eine neue Version Furore in den digitalen Medien. Die Melodie wurde von der Gruppe wieder benutzt, für eine Hommage auf das gesamte Sanitätspersonal. Dementsprechend wurde der Text verändert und zu einer Danksagung an alle Ärzte, Krankenschwestern, Sanitätshelfer, Krankenpfleger, Reinigungspersonal etc. in den Krankenhäusern. Ab morgen können wir bestimmt jeden Abend um 20.00h, unter den täglichen Applausen der Bevölkerung, dieses Lied wie einen Ohrwurm von den Balkons hören. Auch hier auf Formentera.

Die einzelnen Mitglieder der Gruppe haben es, jeder in seiner Quarantäne allein, aufgenommen, je nach Instrument, und später zu dieser neuen Hymne auf die Helden im Kampf gegen den Corona Virus “ zusammengesetzt. Ein sehr originelles Geschenk an die, die ihr Leben jeden Tag für die Anderen aufs Spiel gesetzt haben, und noch setzen. Im angehängten link könnt Ihr das alte Lied im neuen Text-gewand hören.

18.4. Gestern wurden offiziell einige Daten veröffentlicht, die offenbar die Notstands-Situation etwas erleichtern sollen, aber für die Bevölkerung noch keine Ausgangssperre aufhebt:

  • Ab 12. 5. können kleine Betriebe wieder öffnen.
  • Ab 23.4. die öffentlichen Parks werden wiedereröffnet.
  • Ab 26.5. offizielle Wiederaufnahme des nationalen Transits.
  • 1.6. Öffnung der Cafeterias, Restaurants und Bars.
  • 7.6. Wiedereröffnung der Hotels und Hostals
  • 19.6. Wiederaufnahme des Internationalen Transits
  • 23.6. Wiedereröffnung der Sportanlagen, der sportlichen
  • Aktivitäten und Spektakel (sicher auch die öffentliche Musik)

Das sind ungefähre Daten, weil man noch nicht voraussehen kann, wie sich die Situation stabilisiert. Aber man sieht, dass bis zum 26. Mai die Ausgangssperre noch relevant ist.

Die Nachricht war scheinbar so einschlagend in der Bevölkerung, dass einige dieses gleich als „Aufforderung zum Tanz “ gesehen, und das Haus sofort verlassen haben. Mit dem Ergebnis massiver Anzeigen seitens der Polizei, über 60. Insgesamt sind hier auf Formentera seit der Ausrufung des Notstandes 75 Anzeigen erfolgt.

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2 Gedanken zu „Der Rückspiegel vom 13.04.-19.04.2020“

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